Barrierefreie PDFs

Kann tatsächlich jeder Deine Dokumente lesen?

Was für eine seltsame Frage – denkst Du Dir wahrscheinlich. Aber laut Schätzung des Instituts für Menschenrechte können tatsächlich 95 % der PDFs nicht von jedem erfasst werden. Woran liegt das?

Sie sind nicht barrierefrei – aber da sind doch gar keine Stufen, die ein/e Rollstuhlfahrer/in überwinden müsste – stimmt, aber es gibt auch Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit oder Personen, die schlecht oder nicht lesen können.

Wenn Du willst, dass genau diese nicht ausgeschlossen werden oder zu den Branchen gehörst, in denen schon bald Barrierefreiheit zum Gesetz wird, solltest Du jetzt weiterlesen.

 

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Allein in Deutschland leben etwa 1,2 Millionen nicht oder kaum sehende sowie etwa 6,2 Millionen Menschen mit eingeschränkter Schreib- und Lesekenntnis. Vielleicht möchtest Du aber genau einen von jenen erreichen, was also musst Du beachten?
In der Regel nutzt diese Personengruppe sogenannte Screenreader, das heißt der Inhalt wird vorgelesen, damit das aber einwandfrei funktioniert, müssen einige Aspekte beachtet werden. Aber keine Sorge, wenn Du Hilfe brauchst, Deine Dokumente anzupassen, melde Dich auch gerne bei uns.

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Wie heißt denn Dein Dokument und welche Sprache beinhaltet es?

Einen Dateinamen haben fast alle Dokumente, aber oft sind sie, dem Zweck geschuldet, nicht eindeutig. So gibt es die Möglichkeit, in den Eigenschaften einen eindeutigen Titel zu vergeben, den Screenreader abrufen können. Eine weitere wichtige Einstellung ist die der Sprache. Klar, Du hast doch Deinen Text auf Deutsch geschrieben, warum also Sprache festlegen? Ganz einfach: Die Art der Betonung von Silben und Wörtern ist in verschiedenen Sprachen sehr unterschiedlich. Bekommt der Screenreader nun einen deutschen Text vorgelegt, das Dokument selbst ist aber in den Eigenschaften englisch eingestellt, so wird das Programm den Text mit der falschen Betonung vorlesen, was zu Verständnisproblemen führt.

Reihenfolge

Um ein Dokument korrekt vorlesen zu können, muss der Screenreader wissen, was kommt wann. Klar, gibt es Dokumente, die linear von oben nach unten lesbar sind, aber oft fließt auch bei PDF-Dokumenten etwas Gestaltung ein, wodurch der ein oder Absatz eben nicht mehr schön nacheinander abgearbeitet werden kann. In so einem Fall muss entweder bereits bei der Erstellung oder nachträglich per Adobe Acrobat die Reihenfolge festgelegt werden – aber damit ist es nicht getan.
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Tags

Wer bisher noch keine Webseite selbst erstellt hat, wird sich wahrscheinlich erstmal fragen, was Tags sind. Jene weisen einen Inhalt als den aus, der er ist. Das war wahnsinnig nichtssagend ausgedrückt, oder? Daher etwas ausführlicher: PDFs können einiges enthalten, Bilder, Überschriften, Unterüberschriften, Paragrafen, Tabellen und manchmal auch Formulare. Ein Vorleseprogramm hat Schwierigkeiten alles korrekt zuzuordnen, daher müssen wir ihm helfen. Das machen wir mit Tags. Der Titel beispielsweise sollte immer den H1 (Headline erster Ordnung) Tag bekommen, das zeigt dem Reader, das ist die wichtigste Überschrift. Weniger wichtige Überschriften bekommen dann mit den Tags H2 bis H6 zugewiesen. Je kleiner die Zahl, desto wichtiger die Überschrift. Normale Paragrafen bekommen ein p-Tag und schon weiß das Programm, was es da an Texten vor sich hat.

Super, welcher Anreihung von Buchstaben jetzt welcher Überschrift entspricht, weiß der Screenreader nun, aber was ist mit Bildern?

 

Bilder

Hier gibt es – wie könnte es anders sein – auch nochmal eine Besonderheit. Ein Bild lässt sich natürlich nicht so einfach vorlesen, zumindest aktuell noch nicht. Also muss dem Bild oder auch einer Grafik zunächst auch der „Image-Tag“ zugeordnet werden. Sofern geschehen, gibt es jetzt die Möglichkeit, das Bild mit Alternativtexten zu beschreiben. Hier kannst Du einen Text hinterlegen, der das Bild beschreibt. Im besten Fall beginnt man diese mit der Art, ist es ein Foto, eine Illustration oder anderes. Danach der Inhalt, ausschlaggebend ist diesen Neutral und Objektiv wiederzugeben.

Ein kurzes Beispiel: „Ein Foto, auf dem eine Frau einen Blumenstrauß von einem Mann erhält, beide lächeln. Im Hintergrund ist ein Wald zu sehen.“ Dieser Text ist äußerlich unsichtbar hinterlegt und wird anstatt des Bildes wiedergegeben – auch hier bitte die Reihenfolge definieren, damit der Screenreader weiß, wann jener vorgelesen werden soll.

Unwichtige Elemente

Beispielsweise zu Dekorationszwecken werden auch immer wieder kleine Spielereien eingebaut, die für jemanden, der sie nicht sehen kann, völlig irrelevant sind. Daher kannst Du solche als „Artefakte“ taggen. Der Screenreader ignoriert diese Inhalte dann und der Zuhörer muss sich nicht jedes Gestaltungselement anhören.

Meist sind an dieser Stelle die wichtigsten Punkte abgearbeitet. Selbstverständlich gibt es aber noch andere Inhalte, die wir bisher noch nicht behandelt haben. Tabellen und Formulare sind noch ein bisschen komplizierter, kommen aber zum Glück auch nicht so häufig vor wie die oben genannten Punkte.

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Tabellen

Eine schlecht konzipierte Tabelle ist schon für Sehende ein schwer bezwingbares Unterfangen, für einen Screenreader unmöglich. Daher ist ein logischer und strukturierter Aufbau bereits der erste Schritt zu einer barrierefreien Tabelle. Das nächste sind – schon wieder – Tags, und zwar wieder andere, die Du Dir merken musst oder einfach im Internet nachschlagen kannst. Tabellenzeilen, Tabellenheader und Datenzellen müssen als solche ausgewiesen werden, damit sie korrekt wiedergegeben werden können. Tabelle ist aber leider auch nicht Tabelle, Überschriftenzellen können oben aber auch seitlich platziert worden sein. Also auch hier bitte überprüfen, ob den Tabellenheadern entweder die Zeile oder die Spalte zugeordnet ist.

Formulare

Bei diesen ist zuerst einmal wichtig, gute Titel zu verwenden: Das Wort „Anmeldung“ allein ist beispielsweise deutlich schlechter als „Anmeldung zum Sportfest“. So ist klar erkennbar, welchem Nutzen das Formular dient und dass man sich gerade eben nicht für einen Newsletter anmeldet. Der nächste wichtige Punkt ist, dass auch die Formularfelder korrekt benannt werden müssen und im Formularfeldtext können visuell nicht sichtbare Anweisungen hinterlegt werden, wie „bitte hier den Vornamen eintragen“. Dies wird dem Zuhörer dann vorgelesen.

Wichtig ist außerdem, Pflichtfelder immer zu kennzeichnen, man kann auch hier im Formularfeldtext am Ende der Beschreibung das Wort Pflichtfeld einfügen, so entstehen keine Unklarheiten. Optionale Felder sollten am Ende des Formulars stehen und auch nur so wenig wie möglich. Bei sehr langen Formularen macht es zudem Sinn, Lesezeichen zu setzen, um einfacher durch das Formular navigieren zu können.

Alles gemacht? 

Dann solltest Du jetzt selbst mal testen, ob das auch wirklich so funktioniert, wie Du es Dir vorstellst, lass Dir also einfach mal Dein PDF mit der Vorlesefunktion vorlesen. Mach vielleicht sogar die Augen zu, könntest Du nun, nur durch Hören alles erfassen, ist alles in einer sinnigen Reihenfolge?
Wenn alles passt, kannst Du Dein PDF auch noch einer Barrierefreiheitsprüfung unterziehen, Acrobat bietet beispielsweise eine solche an. So kannst Du Fehler schnell entdecken und noch nachbessern.

Geschafft!

Auch diesen Text … naja fast. Großartig, dass Du Deine Dokumente für jeden zugänglich machen möchtest und bis hier hin gelesen hast. Falls Du Hilfe brauchst, alles viel zu kompliziert klingt oder einfach die Zeit fehlt, schreib uns gerne – wir machen das für Dich!